Natürlich hatte ich gehofft, dass der Wind nachlassen würde. Doch die ganze Nacht hatte er kräftig weiter getobt und
hatte mich schon halb unter Sand vergraben. Sobald es hell wurde pellte ich mich aus meiner Vermummung. Trotz der
widrigen Umstände hatte ich ganz gut und vor allem lange geschlafen und nun konnte ich nicht mehr liegen. Sobald die
Sonne etwas höher stand lief ich zu einer der kleineren Buchten im Südosten und schwamm kurz im Meer. Spaß machte
es aber nicht. Heftige Windböen schlugen immer wieder ins Wasser und das Meer war heftig aufgewühlt, so das ich
zurecht nicht damit rechnete, das die Boote kommen würden. Nordwind kann mehrere Tage dauern und diese Aussicht
ließ mich langsam verdrießlich werden.
Obwohl die Luft wie das Wasser warm sind ist es nicht unbedingt das große Badewetter. Nicht einmal in der Sonne liegen
macht Spaß wenn einem der Wind mit dem Sand peitscht. Die (fast) geschlossen Taverne ist auch kein attraktiver
Daueraufenthalt und ein Zelt, in das ich mich zum dösen und lesen vor Wind und Sand geschützt hätte zurückziehen
könnte, hatte ich nicht. Was blieb war eine Wanderung zum nordwestlichen Zipfel der Insel. Ungefähr eine Stunde ist man
in einer Richtung unterwegs bis man den Leuchturm erreicht.. Auf einem sehr schmalen Fahrweg durchquert man eine
steinige, mit niedrigen Büschen bewachsene Ebene. Das alte Siedlungshaus soll unbewohnt sein obwohl es noch ganz
passabel ausschaut.
Den späten Vormittag und den Mittag verbrachte ich damit von Taverne zu Taverne zu latschen. Die Fischertaverne an
der Nordküste überraschte mich mit etwas moderateren Preisen, einer größeren Auswahl an Futter, das zudem noch
schmackhaft war.
Nachdem ich mir den Bauch vollgeschlagen hatte legte ich mich ein paar Stunden am westlichen Ende der 'Golden
Beach' hinter einem Felsen in die Sonne. Der ganze Strand war menschenleer. Der Sturm wollte nicht nachlassen.
Dennoch erzählte man mir in der Taverne am Anleger, das morgen die Boote wieder kommen würden. Ich konnte es nicht
glauben, sagte das auch aber der junge Grieche meinte, sie würden schon kommen. Dann zog ich mich, bis es dunkel
wurde, wieder auf eine Liege zurück und schaute den wenigen Leuten am Strand zu wie sie hin- und wieder badeten
oder herum tollten.
Als ich mich wieder gut vermummt schlafen legte, kaum das es dunkelte, war nicht zu spüren, dass der Sturm
nachlassen wollte, im Gegenteil: ich hatte das Gefühl, er wolle sogar heftiger werden.
Chrisi, 2. August 2000
(c) Klaus Dieter Schley 2000 - 2019