6. Juni 98 - Über Delta Junction zum Denali Highway
Der RV Campground ist für die Vorsaison schon gut besucht. Meine
Nachbarn sind früh auf, hantieren an ihren Campern herum, Wasser füllen,
Akkus laden, hier etwas verstauen, da etwas kontrollieren. Sie machen ihre
"Schiffe" klar zum auslaufen. Sie kommen überall her, aus New York, aus
Texas, aus Florida. In Alaska fahren sie herum, weil man in Alaska
herumfahren kann. Es sind vor allem amerikanische Rentner in ihren
Wohnmobilen, die sich den nordamerikanischen Kontinent in allen Ecken
anschauen. Ältere Ehepaare in ihren zum Teil abenteuerlich großen
Fahrzeugen beherrschen das Straßenbild, das war mir in den Tagen zuvor
schon aufgefallen, und sie beherrschen die Campgrounds. Es ist noch keine
Urlaubs und Feriensaison und so gehöre ich zu der Minderheit der jüngeren
"Straßentouristen".
Meine Rechnung, in aller frühe eine ruhige Morgentoilette zu genießen,
machte ich also ohne diese älteren Leute. Um halb sieben war in der
Dusche der "Bär" los. Um acht Uhr fuhren die meisten schon los. Da mir
noch immer die europäische Zeit etwas in den Knochen steckte, fiel es mir
leicht in diesen frühen Morgenstunden mitzuhalten.
Es ist Samstag früh, ich habe das Radio an und treibe auf dem letzten Stück
des Alaska Highway von Tok nach Delta Junction. Die Gegend ist wenig
dramatisch, viel "unendliche Weite" und vor mir bauen sich die nördlichen
Ausläufer der Alaska Range auf.
In Delta Junction mache ich am Visitor Center eine kurze Pause bevor ich in
südlicher Richtung, wieder auf dem Richardson Highway meinem Tagesziel,
dem Denali Highway, davon schaukle. Die ersten Meilen sind auf der östlichen Seite von Militäranlagen
gesäumt, die weit hinter den Büschen liegen.
Der Denali Higway befindet sich nicht im weltberühmten gleichnamigen Park. Es ist die ehemalige
Zufahrtsstraße und sie wurde 1957 fertig. Der Higway ist 134 Meilen lang und führt durch ein
ansehnliches Stück Natur in Zentralalaska. Bei Paxson windet sich vom Richardson Highway die
anfangs gut ausgebaute Straße in die Berge hoch. Nach ein paar Meilen erreiche ich gegen vier Uhr
Nachmittags den "Tangle Lakes Campground" um für die Nacht Quartier zu nehmen.. Der Platz ist recht
belebt, aber sehr weitläufig. Gegen abend ziehen auch einige Leute ab, die nur tagsüber auf dem Gelände
waren um im See zu fischen. Große Teile des Sees sind noch mit dicken Eisschollen bedeckt und immer wieder
findet man Schneefelder in etwas tieferliegenden Mulden. Ich laufe ein gutes Stück auf den Hügeln in der Nähe
des Sees in nördlicher Richtung. Die Berge locken zu mehrtägigen Wanderungen in freier, wegloser Natur. Um
sieben Uhr abends bin ich von meinem Ausflug zurück. Von dem Hügel oberhalb des Campgrounds kann ich
Karibus beobachten die mit ihren Jungtieren im Gebüsch nahe des Zufahrtsweges zum Campground
umherlaufen. Die Übernachtung kostet nichts! Dafür gibt es reichlich Infomaterial über die Natur entlang des
Highways und über Wandermöglichkeiten.
(c) Klaus Dieter Schley - 1999 - 2010