14. Juni 98 - Dusche für Auto und Fahrer: Fairbanks
In den frühen Morgenstunden liege ich in meiner Koje und träume im Halbschlaf vor mich hin. Meine dreiwöchige
Reise kreuz- und quer durch Alaska neigt sich ihrem Ende zu. Der Rückreisetermin beginnt seine Regentschaft
über die mir verbleibenden Möglichkeiten stark auszudehnen. Ich stehe auf mit dem Willen, an diesem Abend
auf einem Campground in Fairbanks zur Ruhe zu kommen.
Beim Frühstück jucken Mückenstich auf dem Handrücken.
Dann geht es los: fahren, fahren, aber immer gemütlich. Heute ist Sonntag, auf dem Parkplatz beim Arktikzircel
laufen deutlich mehr Leute auf, als vor ein paar Tagen. Das Wetter ist regnerisch. Erst in Yukon gibt es schönen
Sonnenschein, wenn auch im Südwesten sich eindrucksvoll fett-schwarze Wolken auftürmen. Ein Ausflugsboot
liegt am Anleger, aus dem Restaurant kommen Leute, wohl um eine Yukon-Rundfahrt zu machen. Doch mit dem
Boot stimmt scheinbar etwas nicht, der Trupp setzt sich nach einigen Minuten wieder in Richtung Restaurant in
Bewegung.
Um 16.00 mache ich wieder eine Pause. Längst habe ich den Dalton verlassen und bewege mich auf Fairbanks
zu. Es ist mild, aber soeben beginnt es auch zu tröpfeln. Bin die letzten Meilen relativ scharf gefahren. Das
Gefühl zurückzureisen ist voll da, damit auch eine gewisse Unruhe. Mir scheint, ich bin zunächst von der Natur
gesättigt, vor allem auch vom Fahren, obgleich dies ja auch den Charakter des Fliehens vor etwas hat, erst fort,
erst anderswo hin.
Gegen acht Uhr: Action aber relativ erfolgreich. Im Einkaufszentrum (das natürlich
wie jeden Tag auf hat) habe ich eine Kiste Bier mit 12 Flaschen bekommen. Die
Menge paßt genau für die letzten Tage. In der Waschanlagen habe ich den dick
verschlampten Wagen ordentlich abgespült. Ich konnte schon gar nicht mehr in den
Camper ein oder aussteigen ohne mich nicht zu beschmutzen. Als ich losfahre,
hinterlasse ich auf dem Betonboden eine stattliche Schlammschicht.
Der anvisierte, stadtnahe Campground ist geschlossen. Also fahren ich zum
nächsten einige Meilen außerhalb Richtung Delta, drei Meilen abseits des Highway
nahe eines Militärgeländes. In der Rezeption komme ich mit einem jüngeren
Alaskaner ins Gespräch. Er sagt, im September fahre er nach Deutschland in den
Schwarzwald. Ob der Schwarzwald schön sei. Ich erkläre ihm, das man ihn nicht
gerade mit Alaska vergleichen könne. Zum Oktoberfest wolle er auf jedenfalls auch.
Und das sei ihm wichtiger noch als der Schwarzwald.
Weil ich nur für eine Nacht bleiben will, bekomme ich einen Platz in einer Reihe vor
dem eigentlichen Campground neben der Receptionshütte an der Straße. Das stört
mich aber nicht, denn Wasser gibt es, Akkus kann ich laden und vor allem kann ich
mal wieder Duschen. Bei einem Spaziergang stelle ich fest, daß der Platz sehr gut besucht ist. Und so wie
manche sich eingerichtet haben, scheinen sie mit ihren "Schiffen" eher zu der Kategorie Dauercamper zu
gehören.
(c) Klaus Dieter Schley - 1999 - 2010