15. Juni 98 - Fairbanks und Chena Hot Springs
Wenn man von Anchorage kommt eröffnet sich einem der Eindruck, Fairbanks sei eine ziemlich
große Stadt. Der großzügig ausgebaute Heighway mit reichlich großen Kreuzungen, dem Flughafen,
der Universität, daß großzügige moderne Einkaufszentrum. Eine Metropole mitten in der Wildnis!
Doch der erste Eindruck des "großzügig Äußeren" täuscht über den tatsächlichen Kern der Stadt.
Und dieser Kern zeigte sich mir eher popelig als städtisch. Der regengraue Himmel über mir mag
zuungunsten der Stadt gewirkt haben und dann war es auch noch Montag. Ein regengrauer Montag
dürfte die Atmosphäre so mancher Städte auf dieser Welt negativ beeinflussen, vor allem, wenn man
wie ich aus einer schönen Wildnis kommt und plötzlich Lust bekommt auf "Stadt". Ich mußte aber
bald schon etwas enttäuscht feststellen "eigentlich" in einem Provinznest gelandet zu sein, wenn es
auch die zweitgrößte Stadt Alaskas ist mit gut 80000 Einwohnern in und um die Stadt herum.
Meinen Wagen stellte ich auf dem Parkplatz gegenüber dem Visitorcenter am Chena River, das in
einem hübschen Blockhaus untergebracht ist. Dahinter liegt der Fluß und auf der anderen Seite eine
kleine Parkanlage mit einer fotogenen weißen Holzkirche. Diese Region würde ich fast als den
Stadtkern bezeichnen. Ein Stück weiter liegt der "Bahnhof" der Alaska Railroad. Das Gebäude
schaut moderne aus, zumindest ist es sauber und es ist klein und liegt verlassen da. Die Gleisanlage
drum zu machen einen etwas verwahrlosten Eindruck, wie "stillgelegt und vergessen". Fahrbahnen
und Wege kreuzen ungehindert hin- und her über diese rostigen Gleise. Tatsächlich endet hier (nur)
zweimal täglich der Zug aus Anchorage und fährt dorthin wieder zurück, wie ich dem "Fahrplan"
entnehmen konnte.
Die Straßen sind weitestgehend rechteckig angeordnet. Neben einigen höheren Häusern befinden
sich gleich auch schon mal kleine Hütten im wahrsten Sinn des Wortes. Blockhäuschen, die noch
aus der Gründerzeit vor rund 100 Jahren stammen (könnten?). Vor etlichen Häusern steht ein Schild
mit der Aufschrift "For sale". Und andere Schilder warnen davor Alkohol in der Öffentlichkeit zu
trinken.
Nach gut einer Stunde Rundgang verlasse ich Fairbanks und fahre in nordöstlicher Richtung auf der
Chena Hot Springs Road. Es ist eine 57 Meilen lange Straße, die zunächst durch relativ dicht
besiedeltes Gebiet führt. Frostschäden zu Beginn der Straße werden durch einen großzügigen
Straßenneubau beseitigt und so stehe ich wieder bei einem "Flag Girl". Die gute Frau empfiehlt mir
den Denali Park zu besuchen um reichlich Tiere, vor allem Bären sehen zu können.
Im weiteren Verlauf der Straße endet die Besiedlung. Am Ende der Straße angekommen, in Chena
Hot Springs gibt es einen Campingplatz, ein Hotel und Blockhäuser, in denen man wohnen kann,
einen "Flugplatz", genauer eine holprige Wiese dieses dazu eignet und natürlich die heißen Quellen
in einem umbauten Pool. Eine der wenigen Möglichkeiten in Alaska eine Badehose nutzen zu
können. Der Pool ist aber nicht sonderlich groß und reichlich Leute hockten in ihm, was man von
Außen durch die großen Scheiben beobachten kann. Ich verkniff mir aber ein Bad, schaute statt
dessen dem Start einer kleinen Propellermaschine auf dem nahen Airstrip zu. Dann fuhr ich wieder
einige Meilen zurück bis zum Granit Tors Trail Campground, meinem eigentlichen Ziel für diesen Tag,
denn ich hatte mir vorgenommen den Granit Tours Trail zu laufen. Für diesen Tag ist aber zunächst
Feierabend. Im Laufe des Abends wird jeder Platz auf dem Campground belegt. Weil aber die
einzelnen Buchten zwischen den Bäumen großzügig voneinander entfernt sind gibt nicht das
geringste Gefühl von propevoll auf. Dennoch frage ich mich, wollen die Leute etwa alle auf die
Rundwanderung gehen, oder wollen
sie nur fischen?
(c) Klaus Dieter Schley - 1999 - 2010