Reiseerinnerungen Der Storybeutel
Sahelzone im Atlantik Die Kapverdischen Inseln
18. November 1991 - Auch kein Paradies Auf der Erde gibt es kein Paradies, nirgendwo. Auch die Idylle eines Ortes ist nur scheinbar, aus der Perspektive einer Person mag sie sich ergeben, für Augenblicke, Stunden oder Tage. Was die Zukunft ergeben wird weis kein Mensch und die Vergangenheit ist zumeist voller Höllen. In Tarrafal gab es auch eine Hölle, etwas südlich vom Ort gelegen, ein KZ, dass die portugisischen Staatsverbrecher der Diktatur in Portugal bis 1974 unterhielten: das "Dorf des Todes", wie Tarrafal auch genannt wurde. In riesigen Gemeinschaftssälen und winzigen Isolierzellen wurden die politischen Gefangenen der Diktatur gequält und getötet. Nach dem Frühstück wollte ich dorthin laufen. Doch mit dem Frühstück hatte es nicht viel auf sich: das Esplanada war noch immer geschlossen, es gab keinen Hinweis wie lange dieser unerquickliche Zustand noch anhalten sollte und so verzerrte ich in meinem Apartment die Reste, die vom Abendessen übrig geblieben waren. Im Dorf wechselte ich zunächst noch etwas Geld, kaufte Bananen und Brötchen und wanderte durch die Ebene in südlicher Richtung. Die Ebene ist landwirtschaftlich voll erschlossen und ein arg langweiliges Gebiet um zu laufen. Eine Stunde war ich wohl unterwegs, als zwei kleine Jungs aus dem Gebüsch kamen und mich anbettelten. Von dem ehemaligen Lager konnte ich nichts mehr erkennen, vielleicht war ich auch noch nicht weit genug. Ich lief in den Ort zurück und suchte das Tatu auf, ein kleines Hotel mit ebenso kleinem Restaurant, in dem ich gut gegessen habe. Den Nachmittag verbrachte ich wieder am Strand. Zum Sonnenuntergang lief ich in den Ort und setzte mich in eine kleine Bar um ein Bier zu trinken. Ich war in guter Stimmung. Moderne afrikanische Musik dudelte aus einer kleinen Anlage. Im Laufe des Abends lernte ich einen älteren Schweden kennen. Es war ein ehemaliger Stewart auf großen Pötten, wie er mir erzählte und nun war er Rentner und lebte mit seinem Lebensgefährten, einem Einheimischen, in dem Ort. Es sei hier halt immer schön warm und sehr billig, erklärte er mir. Dann warnte er mich vor Diebstahl oder Überfällen: "be carrful", sagte er immer wieder zu mir. Plötzlich wurde es laut, eine Frau wurde aus mir nicht erkennbaren Gründen recht unsanft aus der Bar geworfen und auf der Straße ging der Streit zwischen ihr und ein paar Männern weiter. Ich bin dann bald gegangen. Inzwischen war es dunkel geworden, im Ort war alles ruhig, hier und dort brannten in den Häusern Licht und es war so gut wie niemand mehr auf der Straße. Der alte Schwede hatte mir ein etwas mulmiges Gefühl eingeredet und mit forschem Schritt eilte ich hinunter zum Strand und in mein Quartier.
(c) Klaus Dieter Schley 2005 - 2010
19. November 1991 - Faul am Strand
Reiseerinnerungen Der Storybeutel
18. November 1991 - Auch kein Paradies Auf der Erde gibt es kein Paradies, nirgendwo. Auch die Idylle eines Ortes ist nur scheinbar, aus der Perspektive einer Person mag sie sich ergeben, für Augenblicke, Stunden oder Tage. Was die Zukunft ergeben wird weis kein Mensch und die Vergangenheit ist zumeist voller Höllen. In Tarrafal gab es auch eine Hölle, etwas südlich vom Ort gelegen, ein KZ, dass die portugisischen Staatsverbrecher der Diktatur in Portugal bis 1974 unterhielten: das "Dorf des Todes", wie Tarrafal auch genannt wurde. In riesigen Gemeinschaftssälen und winzigen Isolierzellen wurden die politischen Gefangenen der Diktatur gequält und getötet. Nach dem Frühstück wollte ich dorthin laufen. Doch mit dem Frühstück hatte es nicht viel auf sich: das Esplanada war noch immer geschlossen, es gab keinen Hinweis wie lange dieser unerquickliche Zustand noch anhalten sollte und so verzerrte ich in meinem Apartment die Reste, die vom Abendessen übrig geblieben waren. Im Dorf wechselte ich zunächst noch etwas Geld, kaufte Bananen und Brötchen und wanderte durch die Ebene in südlicher Richtung. Die Ebene ist landwirtschaftlich voll erschlossen und ein arg langweiliges Gebiet um zu laufen. Eine Stunde war ich wohl unterwegs, als zwei kleine Jungs aus dem Gebüsch kamen und mich anbettelten. Von dem ehemaligen Lager konnte ich nichts mehr erkennen, vielleicht war ich auch noch nicht weit genug. Ich lief in den Ort zurück und suchte das Tatu auf, ein kleines Hotel mit ebenso kleinem Restaurant, in dem ich gut gegessen habe. Den Nachmittag verbrachte ich wieder am Strand. Zum Sonnenuntergang lief ich in den Ort und setzte mich in eine kleine Bar um ein Bier zu trinken. Ich war in guter Stimmung. Moderne afrikanische Musik dudelte aus einer kleinen Anlage. Im Laufe des Abends lernte ich einen älteren Schweden kennen. Es war ein ehemaliger Stewart auf großen Pötten, wie er mir erzählte und nun war er Rentner und lebte mit seinem Lebensgefährten, einem Einheimischen, in dem Ort. Es sei hier halt immer schön warm und sehr billig, erklärte er mir. Dann warnte er mich vor Diebstahl oder Überfällen: "be carrful", sagte er immer wieder zu mir. Plötzlich wurde es laut, eine Frau wurde aus mir nicht erkennbaren Gründen recht unsanft aus der Bar geworfen und auf der Straße ging der Streit zwischen ihr und ein paar Männern weiter. Ich bin dann bald gegangen. Inzwischen war es dunkel geworden, im Ort war alles ruhig, hier und dort brannten in den Häusern Licht und es war so gut wie niemand mehr auf der Straße. Der alte Schwede hatte mir ein etwas mulmiges Gefühl eingeredet und mit forschem Schritt eilte ich hinunter zum Strand und in mein Quartier.
Sahelzone im Atlantik Die Kapverdischen Inseln
(c) Klaus Dieter Schley 2005 - 2010
19. November 1991 - Faul am Strand